Eine gute Unternehmens-kultur inspiriert die Belegschaft

Mit einer gut funktionierenden Firmenkultur können Unternehmen ihre Performance verbessern – und die Belegschaft stärker motivieren. Aber was verstehen wir eigentlich unter „Firmenkultur“? Wie kann ein Unternehmen eine eigene Kultur herausbilden? 

Der Chef beklagt sich bei der Personalabteilung: Die Motivation im Unternehmen lasse zu wünschen übrig. Die Abteilung solle sich etwas einfallen lassen, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufzumuntern. Wie wäre es mit einem speziellen „Wohlfühltag“ mit Nordic Walking und anderen Angeboten, die Spaß machen?

„Aber wenn die Beschäftigten mit der Arbeit unzufrieden und deshalb untermotiviert sind, wird ein bisschen Herumgehopse daran nichts ändern. Behelfslösungen reichen nicht. Stattdessen sollte nach der Ursache für die allgemeine Unzufriedenheit gesucht werden. Oft liegt der Fehler bei der Geschäftsleitung und in der Unternehmenskultur“, meint Unternehmenskultur-Designerin Heli Rautjärvi.

Die Unternehmenskultur basiert auf den Unternehmenszielen

Unternehmenskultur – was ist das eigentlich? Rautjärvi erklärt, der Begriff stamme vom lateinischen cultura ab und bedeute „anbauen“ oder „bewirtschaften“.  

Jeder Bauer bewirtschafte sein Land unterschiedlich, je nachdem, was er anbauen will: Kartoffeln, Getreide oder Wein.  

„Genauso wie der Landwirt hat auch das Unternehmen klar definierte Ziele. Sie bilden die Grundlage der Unternehmenskultur und bestimmen ihre konkrete Ausprägung.“ 

Es gehe nicht darum, Sitzsäcke in den Konferenzraum zu stellen oder ein Selbstverwaltungsmodell einzuführen. Mit seiner Kultur vergewissere sich das Unternehmen, was es eigentlich tut, warum es das tut und welche Methoden es braucht. 

Rautjärvi zählt die Säulen der Unternehmenskultur auf: 

  • Das Menschenbild des Unternehmens. Wie schätzen wir unsere Mitarbeiter*innen ein?
  • Die Werte des Unternehmens. Wie arbeiten wir?
  • Die Mission des Unternehmens. Welche Daseinsberechtigung haben wir?
  • Die Vision des Unternehmens. In welche Richtung steuern wir?

Die Unternehmenskultur sollte sich in sämtlichen Aktivitäten zeigen: Wen rekrutieren wir? Was vermitteln wir in der Onboarding-Phase? Wie kommunizieren wir? Was fördern und belohnen wir? Was feiern wir gemeinsam?

Wie beeinflusst die Kultur die Lebensqualität?

Rautjärvi verweist auf die Umfrage „State of the Global Workplace“, die Gallup zur Mitarbeitermotivation durchgeführt hat.


„Fünfzehn Prozent der Deutschen arbeiten motiviert. Weitere 15% sind unzufrieden und haben einen schlechten Einfluss auf das Betriebsklima. Die restlichen 70% zählen die Stunden bis zum Wochenende. Arbeit ist für sie eher ein unvermeidliches Übel.“

Zwar seien Menschen von Natur aus neugierig und tüchtig, doch der Unternehmenskultur komme eine wichtige Vermittlerrolle zu, denn sie könne die Arbeitsmotivation beeinflussen und mit darüber entscheiden, ob die Mitarbeiter*innen alles geben oder nur das Nötigste tun.

Viele arbeiten pflichtbewusst, sorgfältig und gewissenhaft, und eine gut funktionierende Unternehmenskultur fördere das. Sie vermittle Wertschätzung und motiviere die Beschäftigten, sich stärker einzubringen.

„Eine gute Unternehmenskultur fördert Initiative, Kreativität und Leidenschaft – Eigenschaften, die sich allein mit Zuckerbrot und Peitsche nicht erreichen lassen.“

Davon profitiere das Unternehmen, wie sich in den Geschäftszahlen zeige. Eine gute Kultur läge aber auch im Interesse der Beschäftigten.

„Mit zunehmender Motivation verbessert sich das Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

3 Schritte zu einer besseren Unternehmenskultur – die Top-Tipps von Heli Rautjärvi:

1. Fragen Sie sich: Welche Ziele muss das Unternehmen erreichen?Welche Kultur braucht es dafür? Die Geschäftsleitung solle sich auf die Säulen der Unternehmenskultur (s.o.) konzentrieren. Eigens zusammengestellte Teams könnten sich mit der Frage beschäftigen, welche Elemente aufgegriffen werden sollten und welche Elemente lieber aufzugeben oder neu anzugehen sind.
 
2. Der Aufbau einer Unternehmenskultur ist kein Job, den eine Person allein erledigen kann. Diskutieren Sie, fragen Sie, hören Sie zu. Wie wäre es mit der Einrichtung einer organisationsweiten Arbeitsgruppe? Sie könnte die Unternehmenskultur koordinieren und beispielsweise überprüfen, ob sich die gewünschte Kultur wirklich in allen Phasen des Arbeitsverhältnisses zeigt, von der Rekrutierung bis zur Pensionierung. Eigens zusammengestellte Teams könnten prüfen, ob die für Meetings und andere Routinen üblichen Verfahren wirklich die gewünschte Kultur fördern. Und wenn Sie Unterstützung benötigen, können Sie sich an ausgewiesene Kulturexperten wenden, etwa an die finnische Agentur „Leidenschaft“.
 
3.Verlieren Sie nie die zentrale Mission und Strategie Ihres Unternehmens aus den Augen. Sie können die Kultur nicht unabhängig vom Unternehmen aufbauen, denn sie soll die Unternehmensstrategie zum Leben erwecken.